Das Konzert zum 60. Geburtstag von György Szabados im Ungarischen Rundfunk war eines der wichtigsten Jazzereignisse im Sommer 1999. Es ist kaum zu glauben, dass dieser ewig junge Künstler, zu dem fast jeder ehrfürchtig aufschaut, schon 60 Jahre ist.

Bereits in den 50er Jahren begann er sich mit Jazzmusik zu beschäftigen. Er imitierte amerikanische Musik, spielt Cool Jazz und Bebop und gelegentlich auch eigene Stücke.

Schon bei den ersten Proben mussten seine Musikkollegen erkennen, das Proben bei Szabados kein Honiglecken sind, sondern harte Arbeit bedeuten. Nicht ein belangloses Herumprobieren sondern tiefes Verständnis für musikalische und nicht-musikalische Gedanken ist das Ziel. Nach einer zwei- bis dreimonatigen Probezeit gab es bereits erste Auftritte. Dieses zielgerichtete und organische Arbeiten ist auch heute noch nicht überall üblich in Ungarn.

Szabados ist musikalisch ein Autodidakt. Die Musik brachte er sich selbst bei und bereits in seiner Kindheit übte er die Improvisation. Ausgebildet wurde er allerdings zu einem Arzt, aber der moderne Jazz zog ihn in seinen Bann und ließ ihn nie mehr los. Heute sagt Szabados zwar, dass er kein Jazzmusiker sei, aber diese Aussage kann man nur beschränkt ernst nehmen.

Schon im Jahr 1973 schrieb die Wochenzeitschrift der Jungkommunisten über Ihn: „Lange Zeit zweifelten wir daran, ob die Mühen der ungarischen Jazzmusiker, einen eigenständigen ungarischen Jazz Stil zu entwickeln, jemals erfolgreich sein würde. Viele versuchten wohlbekannte Themen von ungarischen Musikern zu verjazzen, aber das Resultat war mehr schlecht als recht. Es zeigte sich, dass man mit oberflächlichen Bemühungen kein ungarischen Jazz zustande kommen kann. Dazu bedarf es eines  gründlichen und reiflichen Studiums. Man muss auf die ungarische folkloristische Musik zurückgreifen und sollte daraus die Kompositionen aufbauen. Leider wurde diese Erkenntnis nicht in die Tat umgesetzt.

Der große Umschwung erfolgte vor mehr als einem Jahr als die Gruppe von György Szabados einen von Zoltán Kodaly gesammelten Psalm bearbeitete, die Studien weiterentwickelten und beim Jazzfestival in San Sebastian zur Aufführung brachte. Damit gewann die Gruppe den ersten Preis in der Kategorie „Free Jazz“.

In der Heimat teilte das Publikum diese Begeisterung vorerst nicht, doch nach und nach wurde Szabados Musik auch von seinen Landsleuten mit mehr Enthusiasmus aufgenommen. Vor kurzem fand in der Universität ein Konzert vor ausverkauften Haus statt.

Szabados wählte einige schöne Themen mit der Folklore Sammlungen von Kodaly und Bartók und reduzierte diese auf das Wesentlichste. Auf diesem sehr melodischem Grundgerüst baute er seine Kompositionen auf. Diese Stücke sind nicht nur „ungarisch“ angehaucht sondern kommen tief aus der ungarischen Seele. Die als Gerüst benutzten Themen verarbeitet er mit den Erkenntnissen des Modernen Jazz und der zeitgenössischen Musik (Dabei machen sich Einflüsse von Keith Jarrett, Jiri Stivin und Wlodzimierz Nahorny, deren Musik man im kommunistischen Ungarn hören konnte, bemerkbar.) Ihre Art Jazz zu spielen basiert auf feurige Rhythmen, über die verschiedenen Instrumentalisten ihre aufregenden Improvisationen legen)“

27 Jahre später: Szabados gilt heute als eine Art Vaterfigur und Propheten des ungarischen Jazz, aus dessen Ensembles so bedeutungsvolle international bekannte ungarische Musiker wie Mihál Dresch, István Grencsó (reeds), Robert Benkő und Attila Lőrinszky (b) István Baló und Tamas Geröly (dr).

Einen eigenen Weg gehen auch jene Musiker, die getrennt von ihm an der Entwicklung des ungarischen Jazz arbeiten: Karoly Binder (p), Sandor Szabo (g) Balasz Major (dr)